Advent
Mit dem Mut, den wir durch Michael gewonnen haben, dem Martins Opfer und der Kraft der Selbstbesinnung, die uns der heilige Nikolaus geschenkt hat, ist es nun an der Zeit, uns auf Weihnachten vorzubereiten. Es ist die Zeit des Advents.
Dunkel ist die Erde,
die Bäume stehen nun kahl.
Vor dem Bösen schütze uns,
der tapfre Michael.
Heiliger Sankt Martin,
er schenkt uns Opferkraft.
Advent ist nun gekommen,
die Welt hält ihre Wacht.
Nikolaus will helfen,
ein besserer Mensch zu sein,
damit das Weihnachtslicht erstrahlt
in unserm Herzen rein.
Die Adventszeit
Der Herbst mit seinem stürmischen Wetter beruhigt sich, die Kraft der Natur kehrt langsam zu sich selbst zurück und draußen wird es jeden Tag dunkler. Es beginnt die stille Zeit, in der auch wir Menschen nach innen gehen. Mit dem Beginn der Adventszeit kann das innere Licht langsam wachsen.
Das Wort Advent kommt aus dem Lateinischen. Advent bedeutet Ankunft; das Kommen des Lichtes auf die Erde.
Der Adventskranz
Die Tradition des Adventskranzes ist aus Deutschland gekommen. Ein Kranz mit vier Kerzen schmückt das Haus in der Adventszeit, und in jeder Adventswoche darf eine weitere Kerze angezündet werden.Eine neu angezündete Kerze symbolisiert eine neue Adventswoche.Auf diese Weise wächst die Erwartung und das kommende Licht des Weihnachtskindes, das in der Weihnachtsnacht geboren wird.
Das Licht symbolisiert die Hoffnung, vertreibt das Böse und besiegt die Dunkelheit.
Aber auch schon zu Zeiten vor Christi Geburt sahen die Menschen diese Zeit des Jahres als einen Neuanfang; die Natur bereitet sich auf einen neuen Lebenszyklus vor. Die Lichtkraft nimmt in der Natur ab, ist aber im Kern, in den Knospen, in den Zwiebeln in der Erde gespeichert, die bereits auf die Geburt der neuen Frühlingssonne warten.
Auch wenn du nicht christlich bist, ist das Bild der Verkündigung, der Erwartung und der Geburt ein schönes Bild für diese Zeit des Jahres. Eine junge Mutter, gesegnet mit dem in ihr verborgenen Keim neuen Lebens, spürt die immer größer werdende Vorfreude auf die Ankunft eines neuen menschlichen Lichtes auf der Erde. In der Adventszeit, in der sich die Sonne so wenig zeigt, wächst unser inneres Licht, und an Weihnachten feiern wir die Geburt des neuen Lichts, des Lichts, das uns die Sonnenwende bringt.
Das Adventsgärtlein
In Waldorfschulen beginnt die Adventszeit für kleine Kinder mit dem Begehen der Adventsspirale. Dies ist eine Spirale aus Tannengrün mit einer großen Kerze in der Mitte. Mit leisem Gesang oder Musikbegleitung gehen die Kinder nacheinander in die Spirale hinein.
Auf dem Rückweg (im Uhrzeigersinn) dürfen die Kinder ihre Kerze in die Spirale stellen. Mit der Anzahl der Kerzen in der Spirale wächst auch das Licht.
Traditionell gehen die Kinder mit einem Apfel, in den die Kerze gesteckt wird. Und natürlich wäre die Waldorfschule nicht die Waldorfschule, wenn nicht hinter jeder Tradition ein Gedanke stehen würde.
Der Weg nach innen, in die Spirale, ist der Weg, den auch wir in dieser zunehmend dunklen und stillen Zeit des Jahres gehen. Einen Apfel tragen bezieht sich auf den Apfel vom Paradiesbaum des Guten und Bösen. Im Apfel verbirgt sich ein Fünfeck, die mathematische Form, die das Nicht-Göttlich-Sein und das Menschsein durch die Vertreibung aus dem Paradies symbolisiert. Aber im Apfel liegt auch der Samen, das neue Leben. Auch wir tragen diesen verborgenen Schatz mit uns als die Hoffnung, die das neue Leben/neue Licht der Sonnenwende uns bringt.
Durch das wachsende Licht in der Spirale und die Ankunft des göttlichen (oder spirituellen) neuen Lichts kann ein neuer Impuls entstehen, der das Menschliche mit dem Göttlichen verbindet.
Geschichtstipp: Wie das Adventgärtlein entstanden ist.
Älteren Kindern wird an einer Waldorfschule zu Beginn der Adventszeit manchmal das Paradiesspiel gezeigt. Das Paradiesspiel ist ein einfaches Theaterstück, das die Vertreibung aus dem Paradies nachspielt. Dabei steht der Apfel vom Baum des Guten und Bösen im Mittelpunkt des Stücks.
Der Adventskalender
Ein schöner Begleiter auf dem Weg vom ersten Advent bis Weihnachten ist ein Adventskalender. Der kann ganz unterschiedlich aussehen (siehe hier auf Pinterest). Manchmal ist es ein Weg auf dem Jahrestisch, über den Maria, Josef und das Eselchen Schritt für Schritt zum Stall gehen.Manchmal ist es ein Transparent am Fenster oder ein hübsches Schild mit einer Tür, die sich jeden Tag öffnet und hinter der sich hübsche Bilder befinden.Manchmal ist es eine Engelsleiter, auf der ein Engel mit dem Christkind Schritt für Schritt die Leiter hinuntersteigt, und manchmal besteht der Kalender zum Beispiel aus einer Schnur oder einer Schachtel mit verschiedenen Taschen oder Fächern, in denen etwas Kleines versteckt ist. Es gibt unendlich viele schöne Möglichkeiten, die 4 Wochen bis Weihnachten mit wachsender Vorfreude zu verbringen.
Blog-Tipp: Inspiration für den Adventskalender
Die Jahreszeitentisch mit Advent
Die Feste in dieser Zeit des Jahres folgen so schnell aufeinander, dass der Jahrestisch in diesen Monaten viel Aufmerksamkeit verdient. Unser 'Standard'-Jahrestisch ist mit einem kleinen Nikolaus-Tableau und einigen schönen Büchern passend zu Nikolaus ausgestattet. Als kleine Ausnahme ist zu Beginn der Adventszeit eine kleine Extra-Ecke irgendwo anders im Wohnzimmer erlaubt. Diese Ecke ist schlicht mit einigen Steinen, einem dunkelblauen Tuch, dem Engel und Maria dekoriert. Ein Weg aus 24 goldenen Sternen ist bereits im ganzen Wohnzimmer ausgelegt. Ihr Endpunkt ist Bethlehem und der kleine Stall, der nach dem Nikolaus auf dem „normalen“ Jahrestisch bereit steht.
Sehtipp: In diesen Videos zeige ich, wie ich meinen Jahreszeitentisch im Laufe des Jahres aufbaue.
Aus einer anthroposophischen Tradition heraus sind die Adventswochen nach dem Bild der Schöpfung (dem vierteiligen Menschenbild) aufgebaut. Dieses Bild der Schöpfung kann einen schönen Platz auf dem Jahrestisch haben.
Das erste Licht im Advent
ist das Licht der Steine.
Steine, die in Kristallen leben,
Muscheln und Knochen.
Das zweite Licht im Advent
ist das Licht der Pflanzen.
Wurzeln, Stängel, Blätter, Blüten und Früchte
durch die wir leben und wachsen.
Das dritte Licht im Advent
ist das Licht der Tiere.
Tiere auf dem Bauernhof, auf dem Feld, im Wald, im Himmel und im Meer.
Sie alle warten auf die große Geburt.
Das vierte Licht des Advents
ist das Licht der Menschheit.
Das Licht der Liebe, das Licht der Gedanken,
zu geben und zu verstehen.
Ich wünsche dir eine frohe, stille und erwartungsvolle Adventszeit!
Eveline